Folgen von Flächenverbrauch und Versiegelung
Zu den Folgen der Flächeninanspruchnahme zählen die erhebliche Beeinträchtigung und z. T. irreversible Schädigung des Bodens in seinen Funktionen als Lebensgrundlage, Lebensraum und Produktionsstätte sowie die zunehmende Beeinträchtigung von Natur- und Kulturlandschaften mit negativen Folgen für die biologische Vielfalt.
Auf bebauten Flächen kann kaum Wasser versickern. Ein Großteil des Niederschlages muss deshalb gefasst und abgeführt werden. Dadurch wird die Grundwasserneubildung vor Ort drastisch reduziert. An Flüssen, in die Niederschläge über die Kanalisation abgeleitet werden, steigt die Hochwassergefahr. Angesichts zunehmender Wetterextreme (Starkregen und lange Trockenperioden im Wechsel) wird dieses Problem zunehmend bedeutend. Speziell die Zunahme der Verkehrsflächen führt zu zerschnittenen Lebensräumen für die Tierwelt, hinzu kommen Lärm und Schadstoffbelastungen. Versiegelte Böden verlieren ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher und bewirken, dass sich besonders in Städten das Mikroklima verändert. Beton- und Asphaltflächen heizen sich stärker auf, und die nächtlichen Temperaturen sinken weniger ab als auf den Grünflächen.
(Quelle: www.regierung-mv.de/.../Folgen-von-Flaechenverbrauch-und-Versiegelung Abruf:02.06.2018)
Die negativen ökologischen Folgen von Flächenverbrauch und Versiegelung im Kurzüberblick:
Böden und Pflanzen - eine natürliche Klimaanlage
Etwa die Hälfte der Sonnenenergie, die auf die Landoberfläche der Erde einstrahlt, wird bei der Verdunstung von Wasser verbraucht und trägt somit nicht mehr zur Erwärmung der Luft bei. 90 % der Verdunstung in Deutschland ergeben sich aus einem Zusammenspiel von Böden und Pflanzen, das in seiner gesamten dreidimensionalen Ausdehnung die Funktion einer natürlichen Klimaanlage übernimmt. Erst diese Abkühlung macht das Leben auf der Erde, wie wir es kennen, möglich.
Pflanzen können dabei nur so viel Wasser verdunsten, wie vom Boden gespeichert und ihnen zur Verfügung gestellt wird. Nur nicht versiegelte und verdichtete Böden, die tiefgründig durchwurzelbar sind, können ihrer Funktion als Wasserspeicher gerecht werden. Der Schutz natürlicher und naturnaher Böden insbesondere im städtischen Verdichtungsraum muss daher höchste Priorität haben.
Was braucht es für ein anderes Klima in der Stadt?
Eine vorausschauende und verantwortungsvolle Stadtplanung durch die öffentliche Hand kann durch das Planungsinstrument der Bauleitplanung und die Veränderung öffentlicher Gebäude und Flächen Akzente setzen. Hierzu bedarf es auch verantwortungsvoller und zukunftsweisender Entscheidungen der politischen Gremien.
Das Stadtklima wird aber umso wirkungsvoller beeinflusst, wenn auch in bestehenden Stadtteilen alle Häuser wärmeisoliert, Hofflächen entsiegelt und Dächer und Fassaden begrünt werden. Hierzu braucht es die Zusammenarbeit von Mieter*innen, Vermieter*innen, Eigentümer*innen, Genossenschaften, Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen, Städtebauer*innen, Fachplaner*innen und Handwerker*innen.
Die Verwaltung sollte hierzu die Akteur*innen zusammenführen, informieren und für den Prozess der Umgestaltung gewinnen. Entstehende Initiativen sollten aktiv begleitet und gefördert werden.
Insbesondere den Dachflächen kommt in städtischen Verdichtungsräumen eine besondere Bedeutung zu, da sie einen nennenswerten Flächenanteil stellen und oft aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit zur Nutzung als Retentionsflächen (Flächen zum Wasserrückhalt) prädestiniert sind. Diese dezentralen Retentionsdächer mit einer speziellen Systematik zur Regenwasserbewirtschaftung und Dachbegrünung entlasten die städtische Entwässerungsinfrastruktur da sie erhöhte Winterniederschläge und Starkregenereignisse in den Sommermonaten aufnehmen können und über das Zusammenspiel mit der Begrünung zur Abkühlung durch Verdunstung beitragen.
Informationen und Hinweise für die Planung gibt die Publikation "Klimaanpassung in der räumlichen Planung (Praxishilfe) - Gestaltungsmöglichkeiten der Raumordnung und Bauleitplanung - Starkregen, Hochwasser, Massenbewegungen; Hitze, Dürre" des Umweltbundesamts (25.11.2016; aktualisiert 12.03.2018) https://www.umweltbundesamt.de/publikationen
Was kann ich selbst zu einem besseren Klima beitragen
Dachbegrünung:
Begrünung von Dächern in extensiver oder intensiver Weise unter Hinzuziehung von ExpertInnen zur Beachtung der Aspekte von Statik, Entwässerung und Brandschutz. Dachbegrünungen isolieren und schützen die Dachhaut, sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, können zwischen 50 und 90 % der Niederschläge speichern (Hochwasserschutz), kühlen im Sommer die Umgebung und können attraktive Freiräume für den Menschen sein
Fassadenbegrünung:
Sie bildet die zweite Haut des Hauses. Kletterpflanzen können in engen Straßen fehlende Bäume kompensieren. Blätter und Zweige wirken als natürliche Staubfilter, mindern die Windgeschwindigkeit, wirken im Sommer über die Verdunstung und Wandbeschattung kühlend und im Winter dämmend.
Bei den Kletterpflanzen gibt es selbstklimmende Arten und solche, die Kletterhilfen benötigen. Nahezu für jeden Gebäudetyp gibt es passende Kletterpflanzen. Eine Wandbegrünung ist aber auch mit vertikalen Pflanzsystemen möglich. Jede Gebäudebegrünung braucht regelmäßige Pflege. Pflegeaufwand und Lichtverhältnisse sind schon bei der Pflanzenauswahl zu berücksichtigen. Fachliche Beratung geben hierbei LandschaftsarchitektInnen und Fachverbände, so lassen sich Schäden durch Planungsfehler vermeiden.
Balkonbegrünung:
Auch auf kleinstem Raum ist ein Beitrag möglich. Pflanzgefäße mit Anstaubewässerung ermöglichen die pflegeleichte Pflanzung von Kletterpflanzen, Kleingehölzen und bevorzugt heimischen Blütenpflanzen. So entstehen ökologische Nischen für die Tier- und Pflanzenwelt mit hohem Erlebniswert für den Menschen.
Regenwassernutzung und Versickerung:
Regenwasserspeicherung und Verwendung zur Bewässerung um den Kühleffekt der Pflanzen auch in sommerlichen Trockenzeiten sicher zu stellen oder als Brauchwasser für die Toilettenspülung/Wäsche; Regenwasserversickerung über Freiflächen
Entsiegelung und Begrünung:
Als Eigentümer*in: Reduzieren des versiegelten Grundstückanteils auf das geringstmögliche Maß sowie Entsiegelung von Innenhöfen in verdichteten Baugebieten und Begrünung mit standortgerechten,möglichst heimischen Pflanzen.
Als Mieter*in: Bepflanzung und Pflege von Baumscheiben, Balkonbegrünung
Nutzung moderner Techniken und Technologien:
Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung; Wärmedämmung; Wärmetauschertechnik zur Gebäudeklimatisierung; Verwendung umweltfreundlicher, naturbelassener Baumaterialien wie Holz, Kork und Lehmsteine (schadstofffrei und gut wärmedämmend)
Hilfen für die Umsetzung
Damit bekannte Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas und zur Anpassung an den Klimawandel umgesetzt werden, hat der Gesetzgeber vorwiegend finanzielle Anreize in Form von Förderprogrammen geschaffen.
Was:
Wer:
Gefördert werden können alle natürlichen und juristischen Personen des privaten oder öffentlichen Rechts, also Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen.
Wie:
Die direkten öffentlichen Zuschüsse sind in zwei Varianten erhältlich. Entweder als Zuschüsse zu den Investitionskosten, diese werden meist nach Fertigstellung ausgezahlt. Oder als zinsgünstige Darlehen. Auch die ermäßigte oder kostenfreie fachkundige Beratung stellt eine Förderung dar. Eine indirekte Förderung erfolgt in manchen Städten durch Nachlass der Regenwassereinleitgebühr (meist 50 %) aufgrund von Dachbegrünungen.
Weitere Infos:
Da sich Förderprogramme regelmäßig verändern oder neue hinzu kommen, bieten Förderdatenbanken im Internet den aktuellsten und besten Überblick: z.B.
Ergebnisse einer Städtebefragung zu Fördermöglichkeiten finden sich unter:
Kommunale Fördermöglichkeiten sind jeweils bei der eigenen Kommune zu erfragen.
Allgemeine Informationen zu möglichen Maßnahmen der Stadtklimaverbesserung finden sich unter: